Das ostafrikanische Ruanda zählt zu den ärmsten Ländern seines Kontinents. Das Bruttoinlandsprodukt des „Landes der tausend Hügel“ liegt bei unter 400 Euro pro Einwohner. Zum Vergleich: in Deutschland beträgt es über 40.000 Euro. Dass angesichts solcher Armut in Ruanda von staatlicher Seite kaum Geld für die Bildung und Ausbildung junger Menschen zur Verfügung steht, liegt auf der Hand. Umso erfreulicher ist es da, wenn Privatpersonen die Initiative ergreifen und mit ihrem Engagement weitere Helfer mobilisieren und begeistern können. Das Education Center Nyanza ist die Frucht eines solchen Prozesses: von einer umtriebigen Ruanderin angestoßen, von einem Münchner Architekten koordiniert und zuletzt von einer Vielzahl freiwilliger Helfer getragen.

Das Education Center Nyanza liegt zwischen Kigali und Butare, den beiden bedeutendsten Städten Ruandas. Wie ein Findling ruht der klar und geradlinig geschnittene Koloss zwischen kargen Äckern und vereinzelten Lehmhäusern. Seine Wände, Bodenbeläge und Sitzbänke bestehen aus knapp 600.000 Ziegelsteinen, jeder einzelne handgeformt von lokalen Ein-Mann-Unternehmen. Die Deckenverkleidungen aus Papyrus sowie das Flechtwerk der Türen und Tore lieferten örtliche Korbflechterinnen. Schweres Gerät oder Maschinen kamen beim Bau des Education Center Nyanza kaum zum Einsatz.

Architekt und treibende Kraft des Projekts war und ist Dominikus Stark aus München. Für die ehrenamtliche Statik-Beratung sowie die Tragwerksplanung unter Berücksichtigung der vorhandenen Ausführungsmöglichkeiten und verfügbaren Materialien konnte Stark den LEICHT Geschäftsführer Marcel Enzweiler gewinnen. Der richtete das Dachtragwerk derart aus, dass es jetzt auch zum Sammeln von kostbarem Regenwasser dient. Das Education Center Nyanza wurde 2011 mit dem Fritz Höger Sonder-Preis für Backstein Architektur ausgezeichnet. Dominikus Starks Buch über das ungewöhnliche Bauprojekt ist erhältlich in der Buchhandlung Werner, Türkenstraße 30, 80333 München.